Scheunendrescher Nr.17

Schöne Erinnerung an eine schönes Frau: Harriet Karlsond
Beim jüngsten Stralendorfer Scheunendrescher ließ Kurt Nolze sein Leben als Schauspieler, Sänger und Maler Revue passieren

Stralendorf
– Wer hätte das gedacht, dass der Schauspieler, Sänger und Maler Kurt Nolze, der vor wenigen Tagen seinen 78. Geburtstag feiern konnte, ursprünglich Opernsänger werden wollte. Wie er während des jüngsten „Stralendorfer Scheunendreschers“ am Freitagabend in der vollbesetzten Stralendorfer Amtsscheune erzählte, sei er als Jugendlicher sehr häufig ins Theater gegangen und habe sich fast alle Aufführungen angesehen – von Schauspiel bis Oper und Operette. Und besonders begeistert sei der 16-Jährige damals von einer hübschen jungen Sängerin mit einer tollen Stimme gewesen – Harriet Karlsond, einer „kleinen knackigen Soubrette, ein schönes Weib“! In sie habe er sich gleich verliebt und selbst zum Theater gehen und singen wollen. Am besten eben in der Oper. Überhaupt habe er damals fast immer und überall gesungen. Das Singen sei ihm so wichtig gewesen wie das Atmen. Doch dann kam manches anders in seinem Leben. So wurde weder aus dem Studium der Militärmedizin was noch aus dem der Germanistik an der Universität Rostock. Statt im Hörsaal war der Lehrer-Student eher im Studententheater zu finden und bewarb sich parallel sogar an der Leipziger Theaterhochschule. Das brachte ihm den Unmut des Prorektors und die Exmatrikulation ein. Die Zeit bis zum Leipziger Schauspielstudium überbrückte der vom Theater-Bazillus infizierte Nolze mehrere Monate ebenfalls in Rostock als Umschlagarbeiter im Überseehafen – eine auch körperlich harte Zeit, wie sich Nolze in Stralendorf erinnerte.

1966 kam er als Schauspieler zurück an das Theater seiner Heimatstadt, wo er bis 1980 blieb. Als seine wichtigste Rolle bezeichnete der Künstler die des griechischen Winzers Trygaios in der berühmten Komödie „Der Frieden“ von Aristophanes – nach eigener Aussage ein Wendepunkt in seinem künstlerischen Leben. Aus dem Festengagement als Schauspieler wechselte Nolze in die Freiberuflichkeit als „Liedersinger“, wie er sich damals selbst bezeichnete. Seinen künstlerischen Durchbruch erzielte er 1977 als Gewinner des Hauptpreises des Ministers für Kultur der DDR, Hans-Joachim Hoffmann, bei den 4. Tagen des Chansons in Frankfurt Oder. Große Unterstützung erhielt er seit dieser Zeit von der Dichterin Gisela Steineckert, die ihm auch den poetischen Text für einen seiner bekanntesten Lieder schrieb „Der einfache Frieden“ (Musik: Klaus Schneider). Auch wenn der Künstler seit seinem Eintritt in den Ruhestand nicht mehr öffentlich auftritt, so konnten ihn die Besucher in der Stralendorfer Amtsscheue dennoch hören und teils sogar sehen – dank der vom Schweriner Medien-Unternehmen von Leif Tennemann herausgegebenen Doppel-CD „Miene Besten“ mit 37 seiner schönsten plattdeutschen Liedern aus mehr als zwei Jahrzehnten sowie Ausschnitten aus mehreren DDR-Fersehsendungen wie „Liebe, ich pflanz dir einen Baum. Einiges von und über Kurt Nolze“ vom Dezember 1978, die unkompliziert vom Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) in Potsdam-Babelsberg zur Verfügung gestellt wurden. Und nicht zuletzt gab der Talkshow-Gast freundlich Auskunft über den dritten Teil seiner künstlerischen Karriere – die Malerei, mit der er vor allem die Schönheit feiern will. Inzwischen ist das Haus des Künstlers in Lübstorf nahe Schwerin fast zu einer kleinen Galerie geworden, in die Nolze in diesem Frühjahr zum Zeitpunkt von „Kunst offen“ erstmals Besucher eingeladen hatte. Schließlich wollte er mal wissen, was die Leute von seinen Bildern halten. Die Leute in der Amtsscheue hielten von dem vielseitigen Künstler sehr viel und verabschiedeten Kurt Nolze, der dann trotz Harriet doch kein Opernsänger geworden ist, mit langem, herzlichem Beifall. Aber bevor er wieder nach Hause fahren durfte, hatte er noch viele CDs mit seinen Liedern und mit den von ihm gelesenen „Abendteuern des Entspekter Bräsig, bürtig aus Mecklenborg-Schwerin“ von Fritz Reuter zu signieren.

Bereits vor Beginn der wieder sehr gut aufgenommenen Talkshow war die Bilderausstellung „Farbenfreuden“ mit aktuellen Arbeit von Viola Güde eröffnet worden – mit vielen Besuchern, einem Gläschen Sekt für alle und mit einer großen Überraschung für die Amateurkünstlerin. Denn die Laudatio auf Viola Güde, die bereits in ihrer Kindheit mit Freude gemalt und gezeichnet hatte, hielt Frank Koebsch aus Sanitz bei Rostock. Bei ihm hatte sie einige Zeit lang intensiv Malkurse besucht und nach eigenen Worten „die Aquarellmalerei mit ihrer frischen Farbigkeit für mich“ entdeckt. Interessant fände sie aber auch abstrakte Motive, wie man in ihrer Ausstellung in der Stralendorfer Amtsscheune auch sehen kann. In letzter Zeit habe sie außerdem Anregungen für Segelcollagen auf Leinwand bekommen. Die Segel bestehen aus echtem Segeltuch. Und auch dafür sind zwei Beispiele zu sehen. Geöffnet sind die „Farbenfreunden“ jeweils zu den üblichen Öffnungszeiten des Bürgerbüros. Alles in allem war der Freitagabend des 21. Juli ein gelungener Abend.
Und der nächste „Stralendorfer Scheunendrescher“ ist unter dem vorläufigen Arbeitstitel „Kein schöner Land. Nachdenken über MV“ übrigens für den 24. November geplant. Es ist die dann bereits 18. Ausgabe, womit die beliebte ländliche Talkshow gewissermaßen erwachsen wird ...

Jürgen Seidel



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