Scheunendrescher Nr.15

Der mit dem Wind tanzt - am 15. April 2016 in Stralendorf

DEFA-Chefindianer Gojko Mitic kam nach Stralendorf


Aus Bürgermeister Helmut Richter wurde zum jüngsten Stralendorfer Scheunendrescher Häuptling Hiamovi

Stralendorf
– Diesen, seinen 62. Geburtstag wird Stralendorfs Bürgermeister Helmut Richter wahrscheinlich sehr lange im Gedächtnis behalten. Aber da er seinen diesjährigen Ehrentag ausgerechnet auf das Datum des fünfzehnten „Stralendorfer Scheunendreschers“ am 15. April 2016 gelegt hatte, konnten dessen Organisatoren gar nichts anders, als ihm in aller Öffentlichkeit zu gratulieren. Und dies geschah zum einen mit einem von den beiden Musiküssen Dirk Hammerich (Klavier) und Ingolf Drabon (Saxofon) angestimmten und dann vom gesamten Publikum in der ausverkauften Amtsscheune mitgesungenen Glückwunsch „Happy Birthday“. Seine eigentliche Geburtstagsüberraschung aber erlebte der Jubilar anschließend: Unter dem großen Beifall der Gäste des Abends wurde er feierlich zum Häuptling Hiamovi – dieser indianische Name bedeutet in Deutschen etwa „großer Anführer – gekürt, versehen mit dem vielsagenden Zusatz „Der mit dem Wind tanzt“. Zum Zeichen seiner neuen Würde überreichten ihm Scheunendrescher-Stargast und DEFA-Chefindianer Gojko Mitic gemeinsam mit dem echten, in Italien lebenden Indianer Jaime Ayala Chacon aus Peru eine entsprechende Federhaube, eine Wapahe, sowie einen eindrucksvollen Häuptlingsstab, einen Hunka-Stab, und wünschten ihm viel Glück und Gesundheit sowie viel Weisheit bei allen künftigen Entscheidungen als Häuptling von Stralendorf.

Jingle für den Scheunendrescher fand viel An-Klang
Zuvor hatte Moderator Jürgen Seidel zwei Neuerungen für die ländliche Talkshow vorgestellt. So präsentierte er zum einen den neuen Bühnenhintergrund des Scheunendreschers, der nicht zuletzt das Fotografieren ein wenig erleichtert, und zum anderen die Erkennungsmelodie, den Jingle des „Stralendorfer Scheunendreschers“. Komponiert hatten den Jingle übrigens Musikus Dirk Hammerich, der für sein gemeinsam mit Mit-Spieler Ingolf Drabon an Freitagabend gleich mehrfach zu Gehör gebrachtes Kunstwerk viel Beifall bekam – der neue Jingle fand wahrsten Sinne des Wortes viel An-Klang und erfüllte bereits an seinem Premierenabend einen wichtigen Zweck. Nach der Pause gespielt, zeigte er den sich noch mit Essen, Trinken und Gesprächen vergnügenden Besuchern an, dass eben diese Pause vorbei ist. Diese hatten die meisten der mehr als 100 Zuschauer übrigens auch dazu genutzt, die von „Mundschenk“ Alfred Siering vom Landgasthof „Am Amt“ als Referenz an den gebürtigen Serben Mitic gekochte Serbische Bohnensuppe, eine Pasulj, zu probieren und zu bewerten. Einhelliges Urteil: sehr schmackhaft. Und auch Gojko Mitic zeigte sich sehr angetan und vergab ebenso wie Fahrlehrerin Dorit Schicketanz vom Landgestüt Redefin exakt fünf Sterne an Alfred Siering. Und wer weiß, vielleicht findet sich die serbische Bohnensuppe bald auf der regulären Speisekarte des Landgasthofes wieder. Vielleicht sogar als Serbische Bohnensuppe à la Gojko? Dann allerdings müssten es noch ein paar Bohnen mehr sein und noch ein Schuss mehr Pikanterie …

Auch Stralendorfer Huskys machen ein halbes Jahr Trainingspause
Aber zurück zum Anfang der Show, die diesmal unter der Motto stand: „Premiere zwischen Prärie und Provinz“ und wie wenn traditionell möglich vier Gäste hatte, darunter zwei Frauen und zwei Männer – wobei in diesem Falle ein Mann und ein Frau auch ganz offiziell zusammen gehören. Die Rede ist von den Stralendorfer Ehepaar Ute und Torsten Zeigert, die nicht nur ihre vier Schlittenhunde und allerlei Gerätschaften sowie Urkunden und Siegerpokale vor und in die Amtsscheune mitgebracht, sondern dem Moderator und vielen neugierigen Besuchern viele Fragen zu beantworten hatten. So wollte Jürgen Seidel unter anderem von ihnen wissen, wie schnell denn die Hunde eigentlich laufen können, wann und wo die Wettkämpfe stattfinden und wo sie denn trainierten. Außerdem erfuhren die Scheunendrescher-Besucher, dass die vier Siberian Huskys mit einer wörtlichen Ausnahme keineswegs auf Russisch, sondern auf Deutsch kommandiert werden und dass sie nur bis zu einer Temperatur von bis zu 15 Grad trainiert würden. Angesichts des Stralendorfer Durchschnittsklimas bedeutet das für also etwa jeweils ein halbes Jahr Trainingspause …

Vielleicht ein kompletter Film über Tokei-ihto
Ebenfalls sehr spannende Geschichten hatten aber auch Dorit Schicketanz, Fahrlehrerin vom Landgestüt Redefin und Ausbilderin für das Reiten im Damensattel, sowie DEFA-Chefindianer Gojko Mitic über sich und über ihre Berufe zu erzählen. So berichtete Schicketanz unter anderem darüber, dass sie bereits als junges Mädchen zum Reiten gefunden habe, wie sie ihren Mann kennen und lieben gelernt hatte und was sie sich noch für die Zukunft vorgenommen hat. Auch Mitic sprach über die Zukunft und über ein mögliches Zukunftsprojekt. Zumindest im Gespräch sei ein Film, der die gesamte Geschichte von Dakota-Häuptling Tokei-ihto aufgreift – das war die erste DEFA-Rolle von Mitic vor fünfzig Jahren. Literarische Vorlage sind die insgesamt sechs Bände des Romanwerks „Die Söhne der großen Bärin“ von Liselotte Welskopf-Henrich. Zumindest einige der sechs Bände davon waren am Freitag und Sonnabend übrigens auch im Vorraum der Amtsscheune zu kaufen, wo Buchhändlerin und Wittenfördenerin Antje Hilgemeier von der Buchhandlung Hugendubel im Sieben Seen Center ihren gut nachgefragten Büchertisch aufgebaut hatte. Neben Indianerbüchern gab es dort natürlich auch Romane und Sachbücher zum Thema Huskys und Schlittenhunde zu kaufen. Und da diese Kooperation zwischen Scheunendrescher und Hugendubel gleich beim ersten Mal so gut funktioniert hat, wird sie auch künftig fortgesetzt.

Wiedersehen nach zweieinhalb Jahrzehnten
Und auch zum Schluss soll hier noch über eine jener hübschen Begebenheiten am Rande berichtet werden, die mitunter so passieren und die sich kein Regie-Team besser ausdenken kann. Zum Programm des aktuellen 15. „Stralendorfer Scheunendreschers“ gehörte nicht nur die eigentliche Talkshow am 15. April, sondern wegen des 50. Geburtstages dieses berühmten DEFA-Klassikers auch eine einmalige Wiederaufführung von „Die Söhne der großen Bärin“ mit Hauptdarsteller Gojko Mitic. Der sympathische DEFA-Chefindianer hatte es sich nicht nehmen lassen, auch am Sonnabend vor der Filmvorführung noch einmal live dabei zu sein, kurz über sich und die damalige Filmproduktion zu berichten und immer noch heiß begehrte Autogramme zu geben. Und während dieser kleinen Autogrammstunde passierte es – Mitic stutzte, als ihm eine junge Frau, die mit ihrer 14-monatigen Tochter Frieda, zum Unterschreiben an seinen Tisch gekommen war. Denn als Vorlage hatte sie Bilder des DEFA Kinderfilms „Zirri – Das Wolkenschaf“ von Rolf Losansky aus dem Jahr 1993 nach dem Kinderbuch „Das Wolkenschaf“ von Fred Rodrian mitgebracht. Darin hatte Mitic einen Kutscher gespielt, der eine Kutsche mit Kindern kutschiert. Und eines dieser kutschierten Kinder von damals war eben jene junge Frau von heute, die sich immer noch sehr gut und voller Freunde an den gemeinsamen Dreh mit Mitic erinnert. Inzwischen hat sie allerdings einen anderen Namen, heißt jetzt nicht mehr Babett Ikker, sondern Babett Wachholz, und lebt auch nicht mehr in Potsdam-Babelsberg, sondern in Wittenförden, wo sie als Zahntechnikermeisterin tätig ist, wie sie dem Publikum in der Stralendorfer Amtsscheune erzählte. Manchmal ist die Welt eben kleiner als man denkt. Und wer hätte gedacht, dass Stralendorf am Missouri liegt und dass das mecklenburgische Dorf seit kurzem einen Häuptling hat, der mit dem Wind tanzt …

Jürgen Seidel


Gojko Mitic in Stralendorf


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